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Manacle-Bonds
Trotz der gravierenden Eingriffe in Whuan (China) Anfang des Jahres wurde der tatsächliche
Ernst der Lage erst nach den katastrophalen Bildern aus Italien innerhalb Europas erkannt.
Doch anstatt eines geschlossenen, gemeinsamen Handelns konnte die Welt beobachten, dass
die europäische Union nur ein zusammenhangsloser „Verein“ ohne Tatkraft ist.
Die Mitgliedsstaaten handelten national (Grenzschließungen), teils egoistisch
(Exportbeschränkungen) und die Europäische Union duckte sich sprichwörtlich weg. Außer
Streit zwischen den Regierungsvertretern, vor allem im Zusammenhang mit „Corona-Bonds“,
ist noch nichts wirklich Nennenswertes beschlossen worden, um die nationalen Bemühungen
und Anstrengungen in einem erheblichen Umfang zu unterstützen. Im Gegenteil. Das
Parlament wird in die Zwangspause geschickt.
Dabei sind die wirtschaftlichen Handlungsspielräume innerhalb der Europäischen Union riesig.
Die vier größten Volkswirtschaften (ohne Großbritannien) führen das Schuldenranking deutlich.
Die Höhe der absoluten Schulden ist jedoch keine aussagekräftige Zahl. Denn Schulden sind
nichts schlechtes, aus volkswirtschaftlicher Sicht gar sinnvoll. Jedoch nur, wenn es sich dabei
um tragfähige Schulden handelt.
Die Tragfähigkeit bestimmt sich insbesondere durch die Wirtschaftsleistung und die
Wirtschaftsstruktur.
In Relation zum Bruttosozialprodukt ergibt sich ein aussagestärkeres, relatives Verhältnis.
Näher zu betrachten sind insbesondere die 4 großen Volkswirtschaften (ohne Großbritannien).
Sollte Italien, Frankreich, Spanien oder Deutschland in eine wirtschaftlich bedrohliche
Schieflage geraten, werden der ESM und andere gegenwärtige Maßnahmen nicht mehr
ausreichen, um die gesamte Eurozone (und dann die EU als Ganzes) zu retten.
Lediglich Deutschland kann sich eine nationale, umfassende Konjunktur leisten, bspw. weitere
2 Billionen Euro aufnehmen, und hätte erst dann den Verschuldensgrad von Italien erreicht.
Das deutsche, nationale Maßnahmenpaket ist folglich „leicht“ zu verkraften. Italien, Spanien
und Frankreich hingegen haben kaum noch weiteren Spielräume.
Die jeweiligen Haushalte sind schlicht vor ihren Kapazitätsgrenzen. Der notwendige
Handlungsspielraum, um die Wirtschaft erstmal „am Leben“ und später wieder „aufleben“ zu
lassen, ist einfach nicht mehr gegeben.
Sollte nur eine größere Volkswirtschaft in Schieflage geraten, wird die Eurozone zuerst
zerbrechen und nach dem Weggang Großbritanniens würde die EU ins sich zerfallen. Der
Traum eines wirtschaftlich starken Europas wäre ausgeträumt.
In der Folge bedarf es Handlungsinstrumente, welche jedoch nicht die einzelnen nationalen
Haushalte nennenswert belasten.
Ein Eurozonenbudget (= höhere Mitgliedschaftsbeiträge) oder eine generelle
Vergemeinschaftung von Staatsschulden durch Eurobonds ist grundsätzlich
abzulehnen!
Als einzig sinnvolle Maßnahme erscheint der Ansatz des Anleihenkaufprogramms der EZB.
Diese Form sollte reformiert werden. Zukünftig sollte die EZB Anleihen kaufen können, die von
der EU ausgegeben werden. Die EU emittiert eine (Schuld-)Anleihe, welche bspw. die
Finanzierung eines europäischen Kindergeldes ermöglicht, Wirtschaftsmaßnahmen umfasst,
etc. Es ist keine Finanzierung von nationalen Maßnahmen möglich! Nur gemeinsame,
europäische Maßnahmen können gesamtschuldnerisch aufgenommen werden. Alle haften,
aber alle profitieren!
Die (Schuld-)Anleihen (oder besser Manacle-Bonds [Single Purpose Bonds]) sind nicht
handelbar. Institutionelle und Privatanleger können das Papier nicht erwerben. Lediglich die
EZB darf diese Anleihen halten. Sie enthalten kein Zinsversprechen, aber ein
Rückzahlungsdatum. Rückzahlungspflichtig sind alle Mitgliedsstaaten, die sich an der Ausgabe
der Anleihe beteiligen. Die Staaten sind nur für ihren Anteil schuldnerisch verantwortlich. Das
Ausbleiben einer Rückzahlung kann eine Ablehnung bei zukünftigen Emissionen begründen.
Aus Gründen der Solidarität sollten sich alle Mitgliedsstaaten an einer (Schuld-)Anleihe
beteiligen. De Facto einigen sich die Mitgliedsstaaten
1.
auf ein zu verfolgendes Ziel (Bekämpfung Kinderarmut -> Europäisches Kindergeld;
Bekämpfung Arbeitslosigkeit -> Kurzarbeit; etc.)
2.
auf Höhe der (Schuld-)Anleihe
3.
auf Rückzahlungsdatum
4.
evtl. auch auf Voraussetzungen (Reformen) für die (mit) emittierenden Staaten.
Die EZB entscheidet anhand von eigenen Kriterien (wie vergangene Zahlungsmoral, rechtliche
Prüfung etc.), ob die ausgegebene (Schuld-)Anleihe erworben werden kann. Die EZB
entscheidet unabhängig. Es gibt keine Garantie, dass eine (Schuld-)Anleihe tatsächlich platziert
werden kann.
Die (Schuld-)anleihen können nur von der EZB erworben werden, wodurch sie kontrolliert Geld
in den gemeinsamen Wirtschaftsraum einbringen kann und bei Rückzahlung neutralisiert. Da
nur die EZB als Gläubiger auftritt, ist ein späterer Verzicht auf die Forderung durchaus möglich.
Der politische Handlungsspielraum wird durch diese Form der Schuldanleihen erweitert bei
Wahrung der Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank.
Ohne neue Handlungsspielräume werden einzelne europäische Länder wie in der Finanzkrise
2008/2009 zu Spielbällen der Spekulanten, und werden erhebliche Verwerfungen auf dem
europäischen Kontinent auslösen.
Der hierfür vorgesehene ESM ist nicht ansatzweise ausreichend ausgestattet und kann eine
Volkswirtschaft wie Italien, Spanien oder Frankreich nicht retten. Durch den ESM
(Rettungsfonds) können Euro-Staaten unter bestimmten Bedingungen Kredite aufnehmen. Die
Ausleihkapazität ist jedoch auf 410 Milliarden Euro begrenzt. Allein für Italien nur ein Tropfen
auf dem heißen Stein.
Um dennoch ein Auseinanderfallen des Euro zu verhindern, kauft die EZB bereits seit 2012
unbegrenzt Anleihen. Die neuartigen, europäischen Schuldanleihen wären eine langfristige,
zukunftssichere und flexible Antwort zur Stabilisierung des europäischen Kontinents . Sie
vereinbaren Unabhängigkeit, wirtschaftliche Entwicklung/Verantwortung und Reformansprüche
innerhalb der Europäischen Gemeinschaft!
Sie stellen auch keine erheblichen Lasten für die zukünftigen Generationen dar. Ganz im
Gegenteil. Eine starke Rezession würde das Leben vieler Menschen stark beeinträchtigen, und
die zukünftigen Generationen enorm belasten.
Zudem muss Deutschland, als vermutlich größter Kritiker, berücksichtigen, dass aus eigenem
Interesse eine stabile Eurozone und Union für die deutsche Exportwirtschaft unerlässlich ist.
Exemplarisch muss man auch die Target2-Salden berücksichtigen. Es ist ein
Zahlungsverkehrssystem, über das nationale und grenzüberschreitende Zahlungen in
Zentralbankgeld schnell und endgültig abgewickelt werden. Diesen Zahlungen können ganz
unterschiedliche Geschäfte, wie z. B. die Zahlung einer Warenlieferung, der Kauf oder Verkauf
eines Wertpapiers, die Gewährung bzw. Rückzahlung eines fälligen Darlehens oder die
Geldanlage bei einer Bank zugrunde liegen. Ein Ausfall der Zahlungen kommt einem
Zahlungsausfall gleich und stellt für den Gläubiger ein ernsthaftes Risiko dar.
Und man sollte nicht vergessen, dass alle EU-Staaten gänzlich unverschuldet in die
Wirtschaftskrise geraten sind. Der Mangel an Reformen ist nicht maßgeblich für die
gegenwärtigen wirtschaftlichen Einbußen, bedroht aber die Existenz eines ganzen Kontinents.
SARS-CoV-2 stellt die Europäische Union vor enorme
Herausforderungen. Großen Volkswirtschaften droht eine neue
Schuldenkrise und wird die gesamte Eurozone betreffen! Wir
schlagen daher Manacle-Bonds bzw. Single Purpose
Bonds vor.